Applet zur Stetigkeit von E- und B-Feldern an Grenzflächen

Stetigkeit von E- und B-Feldern an Grenzflächen




physikalischer Hintergrund

Elektrische Felder haben beim Eintreten oder Verlassen verschiedener Medien bestimmte Eingenschaften: es treten Unstetigkeiten auf, die im oberen Applet grafisch dargestellt werden.

Mit dem auf die Grenzfläche treffenden Feld, der dazugehörigen Stetigkeitsbeziehung, der Dielektizitätszahl $ \varepsilon_{r}$ bzw. der Permeabilitätszahl $ \mu_{r}$ und dem Winkel des einfallenden Feldes zur Grenzflächennormalen läßt sich zuerst eine nützliche Beziehung herleiten. Es gilt allgemein

$\displaystyle \frac{E_{1,t}}{E_{1,n}} = \tan \alpha_{1}$   und$\displaystyle \qquad
\frac{E_{2,t}}{E_{2,n}} = \tan \alpha_{2}
$

wobei die $ \alpha_{i}$ die Winkel zur Grenzflächennormalen im Auftreffpunkt von $ \vec{E}$ auf die Grenzfläche sind (siehe auch Applet zum Beweis). Daraus folgt dann einfach

$\displaystyle E_{2,n}\,\tan \alpha_{2} = E_{1,n}\,\tan \alpha_{1}$    

Mit Gleichung von oben und der Beziehung $ E_{2,n}\cdot\varepsilon_{2} = E_{1,n}\cdot\varepsilon_{1}$ folgt dann

$\displaystyle \frac{\tan \alpha_{1}}{\varepsilon_{1}} = \frac{\tan
 \alpha_{2}}{\varepsilon_{2}}$    

Die Herleitung der Beziehung für das B-Feld ist analog zu führen. So sieht man gut die Unstetigkeit der Felder am Materieübergang: Beim E-Feld sind die Tangentialkomponenten gleich, beim B-Feld die Normalkomponenten.


Das $ \vec{E}$-Feld

Um die Stetigkeitsbedingungen für das elektrische Feld herzuleiten, beginnt man mit der folgenden Maxwell'schen Gleichung

$\displaystyle \mathrm{rot}\vec{E} = - \displaystyle{\frac{\partial \vec{B}}{\partial t}}$    

Aus dieser folgt mit dem Satz von Stokes der Zusammenhang, wobei C der Rand der Fläche F ist:

$\displaystyle \int_{F}\mathrm{rot}\vec{E} d\vec{F} = \oint_{C}\vec{E} d\vec{s} = -
 \int_{F}\displaystyle{\frac{\partial \vec{B}}{\partial t}}   d\vec{F}$    

Die Fläche, über die integriert wird, soll zur einen Hälfte in Materie 1 und zur anderen Hälfte in Materie 2 liegen (siehe unteres Applet). Läßt man nun die Seitenlängen $ L$ normal zur Grenzfläche gegen Null gehen, so schnürt sich die Fläche $ F$ (im Applet gelb) auf Null zusammen. Das darin eingeschlossene $ \frac{\partial\vec{B}}{\partial t}$ bleibt bei diesem Limes endlich.


Also muß gelten:
$\displaystyle \oint_{C_{1,t},C_{2,t}} \vec{E}  d\vec{s}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle 0,$  
$\displaystyle \Rightarrow \qquad \int E_{1,t} ds - \int E_{2,t} ds$ $\displaystyle =$ $\displaystyle 0,$  

wobei $ C_{1,t}$ und $ C_{2,t}$ die Wege tangential zur Grenzfläche sind (violett im Applet). Da dies für jede beliebige Tangetialkomponente eines beliebiges $ \vec{E}$-Feldes gilt, entfallen die Integrale und es folgt die Stetigkeitbedingung für das $ \vec{E}$-Feld: $ \vec{E}_{1,t}-\vec{E}_{2,t} = 0$. Dies läßt sich noch auf eine anschaulichere Form bringen: ($ \vec{n}$ ist Normalenvektor):

$\displaystyle E_{1,t} = E_{2,t}$   oder$\displaystyle \qquad
 \vec{n}\times\left(\vec{E}_{1}-\vec{E}_{2}\right) = 0$    




Das $ \vec{B}$-Feld
Bei dem $ \vec{B}$-Feld geht man in sehr ähnlicher Weise vor: Man startet mit der Maxwell-Gleichung $ \mathrm{div}\vec{B} = 0$, wendet den Gauß'schen Satz an, und erhält

$\displaystyle \int_{V} \mathrm{div}\vec{B}\,dV\, = \,\oint_{\partial V}\vec{B}\,d\vec{F} = 0$    

Das Integrationsvolumen wird so gewählt, dass es sowohl in Materie 1 als auch in Materie 2 reicht und die Grenzfläche mit einschließt. Nun soll die Breite des Volumens gegen Null gehen. Dann bleiben vom ursprünglichen Volumen nur noch die Seitenflächen $ \vec{F}_{1} =
\Delta F \cdot \vec{n}$ und $ \vec{F}_{2} = \Delta F \cdot (-\vec{n})$ übrig; $ \vec{n}$ ist Normalenvektor. Damit gilt also, da $ d\vec{F}\, \Vert\, \vec{n}$:
$\displaystyle \oint_{\partial V}\vec{B}\,d\vec{F}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \Delta F \cdot
 \left(\vec{B}_{1}-\vec{B}_{2}\right) \vec{n}$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle \Delta F \cdot \left(B_{1,n}-B_{2,n}\right)\, = \, 0$  

Und so hat man bereits die Stetigkeitsbedingung des $ \vec{B}$-Feldes gewonnen:

$\displaystyle B_{1,n}\,=\,B_{2,n}$   oder$\displaystyle \qquad
 \vec{n} \cdot \left(\vec{B}_{1}-\vec{B}_{2}\right)\,=\,0$    






Erstellt von Philipp Koch

Universität Konstanz - Lehrstuhl Nielaba